Putin fordert Rückzug ukrainischer Truppen aus annektierten Gebieten und droht mit militärischer Durchsetzung
Als Wladimir Wladimirowitsch Putin am Donnerstag, 28. November 2024, in Bischkek vor der Presse stand, klang es nicht wie eine Friedensbotschaft – sondern wie eine Ultimatum-Rede. Putin verlangte, dass die ukrainischen Streitkräfte sich aus den von Russland annektierten Gebieten zurückziehen, sonst werde Moskau dies „mit militärischen Mitteln“ erreichen. Keine Verhandlungen. Keine Kompromisse. Nur Kapitulation – oder Krieg. Die Botschaft war klar: Für den russischen Präsidenten ist der Krieg kein Mittel zum Frieden, sondern das Ende selbst.
Was Putin wirklich will: Vier Regionen und die Krim als feste Grenzen
Es geht nicht um Tauschgeschäfte oder Pufferzonen. Putin verlangt die vollständige Abtretung der vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja – allesamt Gebiete, die Russland nach völkerrechtswidrigen Scheinreferenden 2022 annektiert hat. Dazu kommt die Krim, die seit 2014 unter russischer Kontrolle steht. Für Putin ist deren internationale Anerkennung „von entscheidender Bedeutung“. Nicht nur die Ukraine, sondern die ganze Welt müsse das akzeptieren. Was er hier verlangt, ist nicht nur ein Territorialverlust für die Ukraine – es ist ein Bruch der gesamten europäischen Sicherheitsordnung. Denn wenn Aggression belohnt wird, dann wird jeder Nachbarstaat zukünftig fragen: Wer ist als nächstes dran?
Russland kontrolliert derzeit etwa ein Fünftel des international anerkannten ukrainischen Staatsgebiets – aber nur teilweise. In Luhansk hat Moskau fast alles, in Donezk nur die Hälfte. In Cherson und Saporischschja hält es sich an den Flussufern fest, während die Ukraine noch große Teile der Städte und Umlandregionen behält. Putin spricht von „Vormarsch“ und „Durchbrüchen“ – doch die Realität ist anders. Die Ukraine bestreitet fast alle Behauptungen: Kupjansk? Nicht verloren. Huljajpole? Noch zwei Kilometer entfernt. Pokrowsk? Umzingelt, ja – aber nicht eingenommen. Militärexperten wie der Berliner Analyst Dr. Lena Fischer sagen: „Putin spielt mit Zahlen, die er selbst nicht kontrolliert. Seine Armee ist erschöpft, nicht unbesiegbar.“
Die Ukraine sagt Nein – und das ist kein Zeichen der Schwäche
Präsident Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj und seine Regierung haben seit Tagen klar gemacht: Kein Zentimeter ukrainischen Bodens wird abgegeben. Nicht aus Trotz, sondern aus Prinzip. Denn wer heute Donezk opfert, muss morgen Odessa verhandeln. Wer heute die Krim akzeptiert, wird nächsten Monat die Schwarzmeer-Küste als „Kompromiss“ angeboten bekommen. Die EU und die USA teilen diese Einschätzung. „Eine Gebietsabtretung wäre eine Einladung an andere Diktatoren“, sagt ein EU-Diplomat anonym. „Wir belohnen dann nicht Frieden – wir belohnen Krieg.“
Und dann ist da noch die Legitimitätsfrage. Putin behauptet, Selenskyj könne „keine rechtlich bindenden Verträge“ unterzeichnen – ein absurder Vorwurf, wenn man bedenkt, dass die Ukraine eine demokratisch gewählte Regierung hat, die von der UNO, der EU und den USA anerkannt wird. Putin, der seine eigene Macht durch Manipulation und Repression konsolidiert, will nun der Welt vorschreiben, wer legitim ist – und wer nicht. Ein klassischer Machtmissbrauch.
Was kommt als Nächstes? US-Delegation, Rücktritt und die Wahrheit auf dem Schlachtfeld
Interessanterweise kommt jetzt eine US-Delegation nach Moskau – ohne festen Termin, ohne klare Mandate. Die Nachricht, dass Andrij Jermak, Chef des ukrainischen Präsidentenamts, seinen Rücktritt eingereicht hat, sorgt für Unruhe. Keine Details. Keine Begründung. Nur die Andeutung: Vielleicht ist die innere Front genauso angespannt wie die äußere. Doch selbst wenn Jermak geht – die Linie bleibt. Kiew will nicht verhandeln, solange Russland auf der Karte mit dem roten Stift zeichnet.
Und was ist mit den militärischen Erfolgen? Putin nennt Namen wie Wowtschansk, Siwersk und Guliaipole, als wären sie schon gefallen. Doch Satellitenbilder zeigen: Die Frontlinien bewegen sich kaum. Die ukrainische Armee verteidigt mit veralteten Waffen, aber mit unerschütterlichem Willen. Die russischen Verluste sind gigantisch – 150.000 Tote, 200.000 Verwundete, laut ukrainischen Angaben. Die russische Armee ist kein Panzer, der vorwärtsdrängt. Sie ist ein Schiff, das langsam, aber sicher untergeht – und dessen Kapitän noch immer glaubt, er könne es mit einem neuen Kompass retten.
Warum das alles für Europa zählt
Dies ist kein Krieg zwischen zwei Ländern. Es ist ein Testfall für die Weltordnung. Wenn Russland mit Gewalt Grenzen neu ziehen kann – wer ist dann als nächstes dran? Estland? Moldau? Die Balkanstaaten? Die EU hat bisher mit Sanktionen, Waffenlieferungen und diplomatischer Isolation reagiert. Aber was, wenn Putin wirklich glaubt, er könne die Nato mit einem einzigen Satz erschrecken? „Wir werden dies mit militärischen Mitteln erreichen.“ Das ist kein Kriegsstatement. Das ist ein Manifest.
Die Ukraine steht nicht nur für sich selbst. Sie steht für das Prinzip: Kein Land darf durch Gewalt wachsen. Kein Präsident darf durch Lügen und Drohungen neue Grenzen festlegen. Und wenn die Welt das nicht verhindert – dann wird sie eines Tages fragen: Warum haben wir nicht gehandelt?
Frequently Asked Questions
Was bedeutet Putins Forderung nach Rückzug für die Ukraine?
Putin verlangt, dass die Ukraine freiwillig mehr als 100.000 Quadratkilometer Territorium aufgibt – das entspricht etwa der Fläche von Ungarn. Das wäre kein Friedensvorschlag, sondern eine Kapitulation vor militärischer Aggression. Die Ukraine hat erklärt, dass sie keine Gebiete abtreten wird, weil das die Grundlage der europäischen Sicherheit zerstören würde: dass Grenzen nicht mit Waffen, sondern mit Verträgen festgelegt werden.
Warum lehnen die USA und die EU Putins Forderungen ab?
Weil sie damit ein gefährliches Präzedenzfall schaffen würden: Wer mit Gewalt ein Land überfällt, bekommt danach die Kontrolle über sein Territorium – und wird dafür international anerkannt. Das würde Kriege in Zukunft nicht verhindern, sondern fördern. Die EU und USA sehen in Putins Forderungen eine direkte Bedrohung für die internationale Rechtsordnung – und für ihre eigene Sicherheit.
Stimmen Putins Behauptungen über militärische Fortschritte?
Nein. Unabhängige Analysten wie die Institute for the Study of War und Satellitenbilder von Military Watch Magazine zeigen, dass Russland in den letzten Monaten kaum nennenswerte Geländegewinne erzielt hat. Die von Putin genannten Orte wie Kupjansk oder Huljajpole sind entweder noch unter ukrainischer Kontrolle oder nur teilweise erobert. Die russische Armee kämpft mit schweren Verlusten, fehlendem Nachschub und niedriger Moral – kein Anzeichen für einen „unbesiegbaren Vormarsch“.
Was bedeutet der Rücktritt von Andrij Jermak?
Obwohl die Gründe nicht öffentlich sind, deutet der Rücktritt auf innere Spannungen in der ukrainischen Führung hin – möglicherweise zwischen Militärs, Diplomaten und Politikern über die Strategie für 2025. Jermak war ein zentraler Verhandlungspartner und Kommunikator. Sein Abgang könnte eine Neuausrichtung signalisieren, aber nicht eine Änderung der Grundlinie: Keine Gebietsabtretung. Die Ukraine bleibt standhaft – auch wenn die Last schwerer wird.
Hat Russland eine realistische Chance, die vier Regionen vollständig zu kontrollieren?
Nein. Selbst wenn Russland die Städte Pokrowsk oder Siwersk einnimmt – die Ukraine kontrolliert noch immer die wichtigsten Verkehrsadern, Nachschublinien und Hochburgen der Verteidigung. Militärexperten sagen, dass Russland für eine vollständige Kontrolle noch mindestens 50.000 weitere Soldaten bräuchte – und das bei einer bereits erschöpften Armee. Die Ukraine hat zudem den Vorteil der inneren Linien und internationaler Luftunterstützung. Ein vollständiger Sieg ist für Moskau militärisch unrealistisch – aber politisch begehrt.
Warum spricht Putin von Frieden, wenn er Krieg verlangt?
Weil er versucht, die Welt zu täuschen. Putin will nicht Frieden – er will Anerkennung. Indem er „Friedensgespräche“ vorschlägt, gibt er sich als Verhandlungspartner aus, während er gleichzeitig die Fronten verstärkt. Es ist eine Propagandataktik: Wer mit Waffen verhandelt, wird als stark wahrgenommen – selbst wenn er nur droht. Die Welt soll glauben, dass die Ukraine den Krieg verlängert, nicht Russland.
