
Als esyoil.com am 22. Juli 2025 seine neue Marktanalyse veröffentlichte, stellte man fest, dass die Heizöl‑Preise wieder stärker an den knappen Gasöl‑Vorräten hängen als an den fallenden Rohöl‑Kurven. Die Analyse wurde noch heute von FastEnergy bestätigt, die dieselben Zahlen aus ihren September‑Brent‑Kontrakten (USD 69 pro Barrel) zitiert. Gleichzeitig war Donald Trump mit seiner Ultimatum‑Androhung gegen Russland am 15. Juli im Hintergrund, ein Faktor, der die geopolitischen Spannungen weiter anheizte. Die Konsequenz: In Deutschland beobachten Verbraucher ungewöhnlich volatile Heizölpreise, obwohl der Euro gegenüber dem Dollar stabil bei rund 1,17 USD liegt.
Marktentwicklung im Juli 2025
Der Juli begann mit kaum nennenswerten Bewegungen: Am 1. Juli berichtete HeizOel24, dass das Gasöl bei 687 USD pro Tonne lag und der Euro bei 1,1814 USD stand. Bereits am 4. Juli meldete EMOVA, dass Brent bei 68,59 USD, WTI bei 66,87 USD und das Gasöl bei 722 USD pro Tonne gehandelt wurden. Diese Zahlen spiegeln ein Bild wider, in dem das Rohöl leicht nachgibt, während die mittleren Destillate – zu denen Gasöl zählt – preislich nach oben schießen.
Die Situation verschärfte sich dann am 10. Juli, als FastEnergy feststellte, dass das Gasöl für Juli‑Lieferungen bei 757 USD pro Tonne notierte und ein möglicher Preisnachlass von einem Cent pro Liter am Horizont erschien. Einen Tag später meldete Brennstoffboerse.de einen Anstieg von Gasöl auf 659,25 USD pro Tonne, während der Euro‑Dollar‑Kurs auf 1,16 EUR / USD fiel. Kurz darauf, am 22. Juli, zeigte die Analyse von esyoil.com, dass die Preise für Mitteldestillate, allen voran das Gasöl, weiter steigen – ein Trend, der sich deutlich von der leichten Erholung beim Rohöl absetzt.
Ursachen der Preisdivergenz
Mehrere Faktoren treiben diese Divergenz:
- Geopolitische Spannungen: Trumps Ultimatum am 15. Juli, 100‑Prozent‑Tarifdrohung für Länder, die russisches Öl kaufen, hat die Unsicherheit auf den Energiemärkten stark erhöht.
- Engpässe bei Gasöl: Lagerbestände in Europa sind seit Anfang April um fast 4 Millionen Barrel gesunken, ein Ergebnis der gestiegenen Nachfrage nach Mitteldestillaten für Industrie und Transport.
- Wechselkurs‑Effekte: Der Euro bleibt robust, sodass europäische Käufer weniger von einem schwachen Dollar profitieren – das senkt den Preisdruck auf Rohöl, nicht aber auf das stärker nachgefragte Gasöl.
- Verbraucher‑Panik‑Kaufverhalten: Im März 2025 stiegen die Heizöl‑Absätze um 74 % gegenüber dem Vorjahr, ausgelöst durch Befürchtungen während des Iran‑Israel‑Konflikts. Das hat die Lagerbestände weiter belastet.
Hinzu kommt, dass die Futures‑Märkte für Gasöl seit Anfang April weniger liquide sind. Das bedeutet, dass kleinere Marktteilnehmer – beispielsweise Heizöl‑Händler in Bayern – stärker von Preis‑Schwankungen betroffen sind.
Reaktionen von Verbrauchern und Branchen
Der "Swarm‑O‑Meter" von esyoil.com zeigte am 1. Juli eine mittlere Kaufintensität, aber eine fast einhellige Erwartung fallender Preise. Heute, am 22. Juli, hat sich die Stimmung gedreht: Die Mehrheit der befragten Kunden erwartet weitere Preissteigerungen. Regional unterscheiden sich die Reaktionen: In Deutschland liegt das durchschnittliche Heizöl bei 90,41 Euro pro 100 Liter – unverändert seit Anfang Juli – während in Österreich ein leichter Rückgang auf 115,12 Euro zu beobachten ist.
Branchenverbände wie der Bundesverband der Energie‑ und Wasserwirtschaft (BDEW) fordern jetzt vorsichtige Lageraufstockung und prüfen, ob staatliche Subventionen sinnvoll wären, um die Verbraucher zu entlasten. Gleichzeitig mahnt die Industrie zu mehr Effizienz: "Entwickeln Sie Verbrauch‑senkende Maßnahmen, um künftig resilienter zu sein", lautet ein Statement von HeizOel24.

Ausblick und mögliche Szenarien
Was kommt als Nächstes? Experten teilen sich in zwei Lager:
- Optimistisches Szenario: Sollte die russische Öl‑Exportpolitik milde werden und die US‑Tarife nicht umgesetzt werden, könnte das Gasöl‑Angebot wieder stabilisieren. Dann würden die Preise für Mitteldestillate voraussichtlich wieder leicht sinken – ein Gewinn für Haushalte, die noch nicht vorgesorgt haben.
- Pessimistisches Szenario: Bleiben die geopolitischen Spannungen und die Lagerbestände kritisch, könnte das Gasöl‑Portfolio weiter unter Druck geraten. Das würde weitere Preis‑Erhöhungen für Heizöl bedeuten, eventuell über 100 Euro pro 100 Liter in Deutschland bis Jahresende.
Ein Schlüsselindikator wird der Brentan‑Preis bleiben: Sinkt er weiter, könnte das die Basis für eine mögliche Korrektur im Gasöl‑Sektor bilden. Beobachtet man die US‑Inventur‑Daten, die derzeit um 4 Millionen Barrel steigen, wird deutlich, dass das globale Angebot noch nicht erschöpft ist – aber die Verteilung ist das eigentliche Problem.
Historischer Kontext
Die aktuelle Preisdivergenz erinnert an das Frühjahr 2024, als ebenfalls ein plötzlicher Anstieg der Mitteldestillate‑Preise zu Spannungen im europäischen Heizölmarkt führte. Damals war das Hauptthema die Lieferkette aus dem Nahen Osten, während heute die russisch‑europäische Beziehung im Fokus steht.
Seit Anfang 2025 haben die Heizöl‑Verkäufe das Vorjahr bereits deutlich übertroffen – ein Trend, der durch die Kombination aus kalten Wintern, verunsicherten Verbraucher

Key Facts
- Brent‑Preis am 22. Juli 2025: 69 USD/Barrel
- Gasöl‑Preis für August‑Lieferung: 695 USD/Tonne
- Heizölpreis Deutschland (100 l): 90,41 Euro
- Euro/USD Kurs: 1,1680
- Donald Trump fordert Russland bis 4. September zum Stopp der Ukraine‑Aggression auf
Häufig gestellte Fragen
Wie wirkt sich die Gasöl‑Knappheit auf private Haushalte aus?
Die Knappheit treibt die Heizölpreise nach oben, weil das Gasöl die Hauptkomponente ist. Verbraucher, die noch nicht vorgesorgt haben, müssen mit Kosten von rund 90‑100 Euro pro 100 Liter rechnen – das kann eine spürbare Belastung für das Haushaltsbudget sein.
Welche Rolle spielt der Euro‑Dollar‑Kurs bei den Preisentwicklungen?
Ein starker Euro mindert die Kosten für importierte Rohstoffe. Aktuell liegt der Kurs bei etwa 1,17 USD, was den Druck auf den Brent‑Preis senkt, jedoch nicht genug wirkt, um den Anstieg bei den Mitteldestillaten auszugleichen.
Können staatliche Subventionen die Situation entlasten?
Der BDEW diskutiert mögliche Förderungen, insbesondere für einkommensschwache Haushalte. Eine gezielte Subvention würde zwar kurzfristig entlasten, langfristig bleibt jedoch die Frage nach einer stabilen Lieferkette.
Was bedeutet das Ultimatum von Donald Trump für den europäischen Energiemarkt?
Das Ultimatum verschärft die Unsicherheit und könnte zu höheren Zöllen für russisches Öl führen. Für Europa heißt das potenziell höhere Beschaffungskosten und damit indirekt steigende Heizölpreise.
Wie könnte sich der Markt bis Ende 2025 entwickeln?
Zwei Szenarien dominieren: Bei einer Entspannung der geopolitischen Lage könnten die Preise moderat sinken, bei anhaltenden Spannungen könnte das Heizöl sogar über 100 Euro pro 100 Liter kosten. Beobachter setzen ihr Kreuz auf die Entwicklung des Brent‑Preises und der US‑Inventuren.