Peter Thiel verkauft alle NVIDIA-Aktien – Signal gegen KI-Blase?

Maximilian Müller
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Peter Thiel verkauft alle NVIDIA-Aktien – Signal gegen KI-Blase?

Der Tech-Milliardär Peter Andreas Thiel hat seine gesamte Beteiligung an NVIDIA Corporation abgestoßen – ein Schritt, der nicht nur Finanzmärkte erschüttert, sondern auch tiefere Fragen nach der Zukunft der Künstlichen Intelligenz aufwirft. Der Mitbegründer von PayPal Holdings Inc. und Palantir Technologies Inc. verkaufte laut SEC-Dokumenten im dritten Quartal 2025 genau 537.742 NVIDIA-Aktien, die zum 30. September einen Wert von rund 100 Millionen US-Dollar hatten. Der Verkauf erfolgte über seinen Hedgefonds Thiel Macro LLC. Es ist kein gewöhnlicher Portfoliobereinigungsschritt. Es ist ein Statement.

Ein Signal, das weit reicht

Thiel, geboren am 11. Oktober 1967 in Frankfurt am Main, ist kein gewöhnlicher Investor. Er war einer der ersten, der Elon Musk bei PayPal unterstützte, und hat seit Jahrzehnten eine Vorliebe für radikale, oft kontroverse Einschätzungen. Bereits 2024 warnte er öffentlich vor einer möglichen KI-Blase – eine Warnung, die damals als übertrieben abgetan wurde. Jetzt? Jetzt klingt sie wie eine prophetische Warnung. Der Verkauf seiner NVIDIA-Anteile ist nicht nur ein finanzieller Schritt. Es ist ein ideologischer Bruch mit der aktuellen Marktpsychologie. NVIDIA, mit Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien, gilt als das unangefochtene Rückgrat des KI-Booms. Wer NVIDIA hält, hält die Zukunft. Thiel hat sie losgelassen.

Die anderen großen Aussteiger

Thiel ist nicht allein. Der US-Investor Michael Burry, bekannt für seine richtige Wette gegen die Immobilienblase 2008, hat Short-Positionen gegen NVIDIA aufgebaut – eine direkte Wette darauf, dass der Kurs fallen wird. Noch deutlicher: SoftBank Group Corp. verkaufte im Oktober 2025 NVIDIA-Anteile für fast sechs Milliarden US-Dollar, um andere KI-Investitionen zu finanzieren. Ein Widerspruch? Vielleicht. Aber er zeigt: Selbst die größten KI-Befürworter beginnen, ihre Positionen zu verlagern. Nicht weil sie an der Technologie zweifeln, sondern weil sie an den Preisen zweifeln.

Thiels Portfolio-Neuausrichtung geht weiter. Er reduzierte sein Tesla-Engagement von 272.613 auf nur noch 65.000 Aktien – ein Rückzug, der nicht als Kapitalflucht, sondern als Fokussierung verstanden werden muss. Die verbleibenden Tesla-Anteile mit einem Wert von 28,91 Millionen US-Dollar bleiben sein größter Einzelposten. Gleichzeitig stieg er komplett aus Vistra Corp. aus, einem US-Energieunternehmen. Was bleibt? Eine klare Strategie: Weg von Infrastruktur, hin zu Plattformen – aber nur, wenn die Preise noch realistisch sind.

Was kommt als Nächstes?

Die Märkte halten den Atem an. Die Quartalsergebnisse von NVIDIA sind für Ende Oktober oder Anfang November 2025 erwartet – ein Datum, das Analysten als entscheidenden Wendepunkt bezeichnen. Chris Murphy, leitender Anlagestratege bei Susquehanna International Group, LLP, sagte gegenüber Reuters: "Als Eckpfeiler der Investitionen in Künstliche Intelligenz werden die Zahlen darüber entscheiden, ob die Expansion weitergeht oder ob wir in eine Konsolidierungsphase eintreten."

Das Analysehaus Option Research & Technology Services rechnet mit Kursausschlägen von bis zu sieben Prozent nach Veröffentlichung der Zahlen – ein enormes Volumen für einen einzigen Tag. Das ist kein normaler Börsentag. Das ist ein Ereignis, das ganze Portfolios umkrempeln könnte.

Warum jetzt? Warum Thiel?

Es ist nicht nur die Zahl. Es ist die Person. Thiel hat nie nach dem Mainstream gesucht. Er hat immer gegen den Strom geschwommen – ob mit seiner Kritik an der politischen Korrektheit, seiner Unterstützung für Trump oder seiner Ablehnung von „Grow at all costs“-Strategien. Sein Verkauf von NVIDIA ist kein Panikverkauf. Es ist eine kühle, berechnete Entscheidung – die aus einer langen Beobachtung entstanden ist. Er hat gesehen, wie die Bewertungen in die Höhe schnellen, während die tatsächlichen Gewinne noch nicht folgen. Er hat gesehen, wie Banken, Hedgefonds und Einzelinvestoren in eine Art digitale Hysterie geraten sind.

Und er hat sich entschieden: Ich steige aus. Nicht, weil ich an KI zweifle. Sondern weil ich an den Preisen zweifle. Diese Entscheidung ist nicht nur ein Finanzakt. Sie ist eine moralische Haltung. In einer Zeit, in der jeder KI als Heilsbringer verkauft, sagt Thiel: Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Nicht jede Innovation, die Millionen bringt, ist nachhaltig.

Was bedeutet das für Kleinanleger?

Für viele Privatanleger ist NVIDIA der Inbegriff des KI-Wachstums. Wer heute in KI investiert, denkt: NVIDIA. Doch Thiels Schritt zeigt: Selbst die größten Profis machen Rückzüge. Das bedeutet nicht, dass KI tot ist. Es bedeutet: Die Phase der wilden Spekulation könnte zu Ende gehen. Die nächste Phase könnte härter, realistischer, aber auch nachhaltiger werden. Wer jetzt noch blind in NVIDIA investiert, tut das auf eigene Gefahr. Wer nachdenkt, schaut auf die Zahlen – nicht auf die Hype-Wellen.

Frequently Asked Questions

Warum hat Peter Thiel NVIDIA genau jetzt verkauft?

Thiel hat seine NVIDIA-Anteile im dritten Quartal 2025 verkauft, kurz vor den entscheidenden Quartalsergebnissen des Unternehmens. Er war bereits 2024 vor einer KI-Blase gewarnt und scheint nun seine Warnung in die Tat umzusetzen. Der Verkauf erfolgt, während die Kursbewertungen von NVIDIA bei über 30-fachem Gewinnmultiplikator liegen – ein Niveau, das selbst für Tech-Unternehmen historisch hoch ist. Sein Schritt ist eine kalkulierte Reaktion auf Überbewertung, nicht auf technologische Zweifel.

Wie groß war Thiels Beteiligung an NVIDIA?

Thiel hielt genau 537.742 NVIDIA-Aktien, was einem Gesamtwert von etwa 100 Millionen US-Dollar zum 30. September 2025 entsprach. Damit war NVIDIA nicht sein größter Posten – Tesla war das – aber er war ein symbolischer. NVIDIA war der Prototyp für den KI-Boom, den Thiel nun verlässt. Der Verkauf bedeutet einen vollständigen Ausstieg, kein Teilverkauf.

Welche anderen Investoren ziehen sich zurück?

Neben Thiel hat der US-Investor Michael Burry Short-Positionen gegen NVIDIA aufgebaut – eine direkte Wette auf fallende Kurse. Auch SoftBank Group Corp. verkaufte im Oktober 2025 NVIDIA-Anteile für fast sechs Milliarden US-Dollar, um andere KI-Investitionen zu finanzieren. Diese Bewegungen zeigen: Selbst die größten KI-Befürworter beginnen, ihre Positionen zu diversifizieren – nicht weil sie an der Technologie zweifeln, sondern weil sie an der Preisentwicklung zögern.

Was bedeutet das für den KI-Markt insgesamt?

Thiels Verkauf ist kein Zeichen für das Ende von KI, sondern für das Ende der Spekulationsphase. Der Markt könnte nun in eine Konsolidierungsphase eintreten – mit realistischeren Bewertungen, stärkerer Fokussierung auf Gewinne statt Hype und weniger Hysterie. Experten wie Chris Murphy von Susquehanna warnen: Die NVIDIA-Ergebnisse könnten den Kurs um bis zu sieben Prozent nach oben oder unten treiben. Das ist ein Test für die gesamte KI-Branche.

Warum reduzierte Thiel auch seine Tesla-Anteile?

Thiel reduzierte sein Tesla-Engagement von über 272.000 auf nur noch 65.000 Aktien – ein Rückzug von 76 Prozent. Das deutet darauf hin, dass er nicht einfach aus der Tech-Branche aussteigt, sondern seine Strategie verfeinert. Tesla steht für physische Infrastruktur, NVIDIA für digitale Plattformen. Thiel bleibt bei Plattformen, aber nur, wenn sie nicht überbewertet sind. Er will nicht mehr in „Beton und Strom“, sondern in „Daten und Algorithmen“ – aber mit klaren Grenzen.

Könnte NVIDIA nach dem Quartalsbericht einbruch?

Ja, das ist möglich. Analysten von Option Research & Technology Services erwarten Kursausschläge von bis zu sieben Prozent nach Veröffentlichung der Zahlen – je nachdem, ob die Gewinne die hohen Erwartungen erfüllen. Ein geringeres Wachstum als erwartet könnte den Kurs in eine tiefe Korrektur treiben, besonders da viele Anleger mit Hebeln gesetzt haben. Thiel hat sich aus dieser Unsicherheit herausgezogen – und viele andere könnten ihm folgen.